Bayer und Charité kooperieren in gemeinsamem Gentherapiezentrum

Die heutige Vereinbarung ist noch auszuverhandeln, doch am Ende soll ein gemeinsames Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien bei der Bayer AG in Berlin entstehen. Für das Translationszentrum sind zwei zentrale Bausteine – ein Inkubator und ein Netzwerkbüro – angedacht. Im Inkubator sollen nach vorläufigem Konzept Biotech-Start-ups praktische Unterstützung erhalten, die von der Unternehmensgründung, Finanzierung, der Entwicklung und Bereitstellung zukünftiger Produkte, der Planung und Durchführung von klinischen Studien, der Produktion bis zu Zulassungsprozessen und Nutzenbewertungsverfahren reicht.

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Der Berliner Tagesspiegel vom Sonntag hatte es exklusiv vorab: Der Bayer-Konzern und die Berliner Charité wollen eng zusammenarbeiten und planen ein gemeinsames Zentrum für Translation, das sich mit hochspezialisierten Gen- und Zelltherapien befassen soll. Der Bayer-Konzern soll dafür ein Grundstück am Berliner Nordhafen zur Verfügung stellen – unweit vom Zentralcampus der Charité in Berlin-Mitte.

Am heutigen Dienstagmorgen unterzeichneten die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), der Charité-Vorstandsvorsitzende Heyo Kroemer und Bayer-Pharma-Chef Stefan Oelrich eine entsprechende Absichtserklärung. Dieses "Memorandum of Understanding" soll die Grundlage für weitere Verhandlungen sein, bei denen alle drei Parteien wohl noch aufeinander zu gehen müssen. Zwar habe nach Tagesspiegel-Informationen die Senatsspitze offenbar zu verstehen gegeben, dass die für das avisierte Zentrum nötigen Zulassungsverfahren zügiger durchlaufen werden könnten, als in Berlin sonst üblich. Doch wie genau der private Chemie- und Pharmakonzern mit der landeseigenen Universitätsklinik kooperieren darf und soll, werden Fachleute in den nächsten Monaten erst noch en detail klären müssen.

Giffeys Vorgänger, Michael Müller (SPD), hatte ein Konzept der "Gesundheitsstadt 2030" entwerfen lassen: Mit der Charité als Treiber sollte Berlin zur internationalen Medizinmetropole avancieren. Dass dabei die sogenannte Translation klinischer Erkenntnisse in wirtschaftlich nutzbare Anwendungen ein Flaschenhals ist, wird seit Jahren beklagt. Giffey sieht die Vereinbarung als ersten Schritt und das Forschungszentrum offen für weitere Interessenten: "Wir werden uns darum bemühen, weitere Partnerinnen und Partner mit ins Boot zu holen, um dieses Projekt mit seiner internationalen Bedeutung für Wirtschaft und Wissenschaft bei uns in Berlin voranzubringen. Alle Beteiligten werden hiervon profitieren", sagte sie anlässlich der Unterzeichnung.

Für Bayer ist die Vereinbarung seit langer Zeit die erste in Deutschland, während sich die Leverkusener gerade im als neue Firmenstrategie besonders priorisierten Feld der Zell- und Gentherapie bisher hauptsächlich in den USA und auch ein wenig in Großbritannien eingekauft oder kooperativ verbunden hatten. Andererseits hatte Bayer den eigenen Corporate-Venture-Arm Leaps by Bayer mit üppigen 1,3 Mrd. Euro gestärkt, um auf die Jagd nach neuen Ideen zu gehen. Gerade deswegen betonte Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Leiter der Division Pharmaceuticals, die Signalwirkung: "Dieses gemeinsame Projekt ist ein klares Bekenntnis zum Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland und zu Berlin.“

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